|
Allgemeines zum Tscheltschnigkogel |
![]() |
|
Der Tscheltschnigkogel oder „Kadischen“ mit einer Seehöhe von 696 Metern über Normalniveau ist ein nasenförmiger, vorgebauter, steilabfallender Kogel am Ostende der Villacher Alpe (Dobratsch) oberhalb von Warmbad Villach und dem Villacher Stadtteil Judendorf. Er ist sowohl in archäologischer wie historischer Hinsicht bedeutend. Die Herleitung des Namens „Chelzni-/Chelni-Hügel“ ist nicht eindeutig gesichert und somit umstritten. Es gibt ein paar Varianten, die hier genannt sein sollen: Einerseits könnte er von einer Flurbezeichnung herrühren. Bekannt ist nämlich ein Ried „Schelzni Feld“ beim „Chelznikogel“. Andererseits erinnert das auch an einen Besitzer, die Familie Tscheltschnig, die jahrhundertelang auf dem zugehörigen Bauerngut saß. Denkbar ist auch die Wiedergabe der topographischen Erscheinungsform des Kogels, was sich in der slawischen Form von „cekelj“ = Wachtberg oder „celo“ = Bergvorsprung widerspiegelt. Die andere Bezeichnung „Kadischen“ kommt vom keltischen „cad“, „caddo“, was so viel bedeutet wie Steilabfall, Absturz. Auch das lateinische „cadere“ heißt übersetzt „fallen“, „stürzen“. Betrachtet man die Steilabfälle des Tscheltschnigkogels, der Kadischen, und recherchiert man die Felsabstürze während zahlloser Erdbeben, dann ist die Herleitung des Wortes Kadischen aus dem Keltischen und dem folgenden Lateinischen zur römischen Besiedlungszeit leicht nachvollziehbar. Damit liegt wiederum ein Hinweis auch auf die keltische Nutzung des Tscheltschnigkogels vor. Noch ein anderes Wort der Kelten für einen heiligen Ort schwingt in „Kadischen“ mit: „cadi“, „cadius“ = heilig. Kadischen ist demzufolge ein heiliger Ort.
Der Beginn der urzeitlichen Besiedlung am Tscheltschnigkogel, im Volksmund auch "Kadischen" genannt, reicht bis in die Kupferzeit (ca. 4.000 v. Chr.) zurück. Damals erfolgte die Landnahme der frühen Bauern im Ostalpenraum auf wehrhaften Kuppen. Es ist es um konkrete Aufschlüsse zur inneren Struktur der Siedlung, die während der älteren Hallstattkultur (ca. 900 bis 550 v. Chr.) wahrscheinlich zentralörtliche Bedeutung hatte, schlecht bestellt. Möglicherweise gab es damals im nördlichen Vorfeld, im Bereich der sogenannten Wechselwiese", eine bäuerliche Ansiedlung. Von den zahlreichen Hohlen am Tscheltschnigkogel dürfte nur das „Heidenloch“ an der Südseite, auch „Tauerloch“ oder „Taborloch“ genannt, zeitweise in die Siedlung mit einbezogen gewesen sein. Die Funde zeigen, dass diese nach der Landnahme durch die Kelten um 300 v. Chr. weiterbestand. Auch in frührömischer Zeit gab es hier Siedlungstätigkeit, wohl jedoch von geringerer Bedeutung. Erst mit der Spätantike kamen im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. Verwaltung und Militär wieder auf den Hügel, der nunmehr von einer Befestigungsmauer umgeben wurde. |
|
Benannt ist der Tscheltschnigkogel nach dem Jahrhunderte alten Bauerngut der Familie Tscheltschnig, heute Gasthof Ghenottehöhe. Als weitere Bezeichnungen finden sich Chelnibichel, Burgkopf oder Kadischen. Am Nordfuß 1,6 ha große Wallanlage im Judendorfer Forst, die nicht näher untersuchtwurde. Zeitstellung vermutlich Übergang Hallstatt-/Laténe-Zeit. Wechselwiese, NO-Hang, reichlich Bruchstücke hallstattzeitl. Gebrauchskeramik und Reste eines hallstattzeitl. Baues aus Trockenmauerwerk. Südl. des Kogels, auf der Napoleonwiese, ausgedehntes hallstattzeitl. Hügelgräberfeld. Dazugehörige Siedlung vermutl. am Tscheltschnigkogel. Durch natürliche steile Felsabbrüche, die fast um den gesamten Kogel reichen bildet dies eine ideale Höhensiedlung. Am Nordfuß des Kogels, beim Aufgang zur Ostanlage, Überreste einer frühchristlichen Kirche aus dem 5./6. Jahrhundert (Ausgrabung 1936 und 1937 von Dolenz und Görlich). Reste der bislang ältesten Kirche Villachs (lediglich das Presbyterium und die Klerusbank sind sichtbar erhalten). Funde: Baureste wie Fensterglas, Estrich und farbiger Wandverputz, weiters Bruchstücke einer kleinen Marmorsäule und einer Altarplatte sowie menschliche Skelettreste. Am Kogel selbst, Mauerreste einer zweiteiligen Befestigungsanlage aus dem 5./6. Jh. n. Chr. Die Ostanlage (Freilegung 1933 von Dolenz und Görlich) mit kurzer Umfassungsmauer, einem größeren Raum als Toranlage (Funde: vier kleine Kapitäle mit Säulenschäften, Bronzebeschläge samt Schloss einer Truhe, Weinsieb aus Bronze, eiserne Schaufel und Beinplättchen mit Kreisornamenten, Gebrauchsgefäß mit verkohlten Roggenkörnern) und einem kleineren, bergseitig gelegenen kleinen Raum, und Mauerreste eines 1934 freigelegten Gebäudes mit Hypokaustheizung (Funde: Votivstein in Zweitverwendung als Treppenstufe, ein durch Brand zerstörtes Marmorbecken, Bodenbruchstücke grüner Fläschchen mit griechischen Bodenstempeln, silberne Pinzette, Münzfunde aus dem 3. Und 4. Jh. n. Chr.) Westanlage, bestehend aus einer 120 m langen Umfassungsmauer, ein an ihren südlichen Ende befindlichen, nach innen offenen Raum (Bastion). Umfassungsmauer endet sowohl im Süden wie auch im Norden jeweils am steilen Felsabbruch. Funde in der Westanlage: ein männliches Skelett, Köpfchen einer marmornen Statuette, abgeschlagene Hand aus Marmor mit Öllämpchen, den Quellgottheiten VIBES gewidmeter Weihestein mit der Nennung eines Virunenser Bügermeisters, gleichzeitig erster schriftlicher Nachweis über die Nutzung der Warmbader Quellen, eiserne Messer, Schlüssel, Nägel, Beschläge, Münzen aus dem 2. Jh. n. Chr. und verschiedene Keramikfragmente Hallstattzeit bis Frühmittelalter. Beide Weihesteine entstammen einem Quellheiligtum einheimischer Gottheiten, dessen Standort wie der des antiken Bades bis heute nicht lokalisiert werden konnte. Weitere Siedlungsspuren (2200 v. Chr. bis Neuzeit) in einigen der rund 40 Höhlen im Tscheltschnigkogel, wie Heidenloch, Buchenloch, Lanzenloch oder Keltenkeller. Bedeutendster Fund ist die 1989 entdeckte Schachthöhle am Westhang (Durezza-Höhle) als Begräbnis- bzw. Opferschacht, Skelettreste von 138 Männern, Frauen und Kindern jeden Alters sowie tierische Skelettreste von rund 100 Individuen. Mauerreste der Ostanlage und der Kirche wurden 1996 restauriert und Konserviert. |
|